Niedrige Zinsen – die Chance für Geringverdiener auf Wohneigentum?

Kaum jemals zuvor waren die Zinsen an den Geld- und Kapitalmärkten so niedrig wie derzeit und ein Ende der Niedrigzinsphase ist noch nicht in Sicht. Doch was für Anleger sinkende Erträge bedeutet, wird für Kreditnehmer zum Vorteil. Denn in Zeiten eines sinkenden Zinsniveaus verringern sich nicht nur die von Kreditinstituten für Geldanlagen gebotenen Zinssätze. Auch der Preis – also der geforderte Zinssatz – für Darlehen vermindert sich. Das wiederum trifft für alle Bereiche von Krediten zu. So ist ein gewöhnliches Konsumdarlehen genauso preiswerter wie eine komplette Baufinanzierung. Und vor allem im Rahmen Letzterer sparen Kreditnehmer enorm, wenn sie sich in der jetzigen Zeit für einen solchen Kredit entscheiden. Wer aktuell ein Darlehen zum Erwerb von Wohneigentum aufnimmt, hat teilweise nur ein Drittel der Zinskosten im Vergleich zu einer vor 15 Jahren begonnenen Finanzierung. Wenn man sich vor Augen hält, um welche Summen es dabei in der Regel geht, wird der sich daraus ergebende finanzielle Vorteil deutlich.

Das derzeit niedrige Zinsniveau macht Immobilienfremdfinanzierungen für viele attraktiv. Doch vor Abschluss einer Finanzierung sollte die Abbezahlung des Kredits genau geplant werden. Bild: © ferkelraggae – Fotolia.com

Aufgrund der niedrigen Zinsen wird es aktuell durchaus auch für Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen möglich, einen Kredit zum Erwerb von Wohneigentum aufzunehmen und innerhalb eines angemessenen Zeitraumes abzubezahlen. Und das Interesse hieran ist bei vielen groß, da die Vorteile von Wohneigentum auf der Hand liegen. Egal ob Eigentumswohnung oder Eigenheim – Eigentum schafft Freiheit. Wer in seinen eigenen vier Wänden lebt, genießt Unabhängigkeit. Und das nicht nur finanziell. Vor allem junge Familien mit Kindern schätzen zum Beispiel die Möglichkeit, im Falle des Eigenheimerwerbs einen eigenen Garten zu besitzen. Ganz davon abgesehen zählt eine Immobilie schon lange als effektive Altersvorsorge. Wer später keine Mietbelastung zu tragen hat, den trifft eine niedrige Altersrente nicht so stark.

Möglichst geringe finanzielle Belastung anstreben

Doch wenn Menschen mit relativ geringem Einkommen Wohneigentum erwerben möchten, sollten sie sich ihrer speziellen finanziellen Situation bewusst sein. Auch sie müssen im Rahmen eines Kreditantrages in der Lage sein, eine positive Haushaltsrechnung vorzuweisen. Dazu werden Einkommen und Ausgaben des Haushaltes gegenübergestellt. Nur wenn dabei letztlich ein rechnerischer Überschuss verbleibt, ist der Haushalt in der Lage, eine (weitere) Kreditrate für ein Eigenheim zu tragen. Je niedriger das zugrunde gelegte Einkommen, desto geringer auch der finanzielle Spielraum. Geschieht etwas unerwartetes, was beispielsweise eines der Einkommen verringert, kann es später sehr schnell eng werden mit der Bedienung der Kreditrate. Verfügen Kreditnehmer über kein hohes Haushaltseinkommen, sollten sie deshalb nur möglichst geringe Beträge finanzieren und die Abzahlung beispielsweise mit einem online Baukreditrechner genau planen. Auf diese Weise kann die monatliche Belastung geringer gehalten werden, was den Spielraum in finanziell schwierigeren Zeiten erhöht. Auch möglichst hohes Eigenkapital trägt dazu bei. Für Geringverdiener ist dies quasi das A und O. Wer über Eigenkapital verfügt, kann den Erwerb mit einer Teilfinanzierung deutlich bequemer schaffen, als es im Rahmen einer Vollfinanzierung der Fall wäre. Oft wird ein Eigenkapital-Anteil von 30 Prozent als Fausregel für eine sinnvolle Finanzierung angenommen.

Vorsicht vor der möglichen „Zinsfalle“

Ein Problem der klassischen Baufinanzierung ist die vertragliche Zinsbindung. Zwar bedeutet diese auch einen Vorteil. Nämlich den eines festen Zinssatzes über einen festgelegten Zeitraum. Das schafft Kalkulierbarkeit. Je nach Vereinbarung betragen diese Zeiträume meist 5, 10 oder 15 Jahre. Doch bis zum Ablauf dieser Zinsbindungsdauer ist nicht klar, zu welchen Konditionen weiterfinanziert werden kann. Diese sind letztlich vom nach Ablauf der Bindungsdauer herrschten Zinsniveau abhängig. Und darin liegt eine Gefahr für Kreditnehmer. So kann es, sollte sich das allgemeine Zinsniveau langfristig wieder erholen, nach Ablauf der Zinsbindungsfrist sein, dass die Raten des Kredites zukünftig deutlich höher ausfallen als bisher. Für Menschen mit niedrigen bis mittleren Einkommen kann das zum großen finanziellen Problem werden – eine echte „Zinsfalle“. Die Alternative dazu wäre dann einzig eine Streckung der Kreditlaufzeit insgesamt, was jedoch die Gesamtkosten der Finanzierung erhöht. Keine lukrative aber die wohl einzige Alternative in einer solchen Situation. Auch hier ist es sinnvoll, bereits vor Beginn der Finanzierung online verschiedene Szenarien mit einem Darlehensrechner durchzurechnen.

Nebenkosten berücksichtigen!

Schlichtweg unerlässlich ist es, im Rahmen der Kalkulation einer Baufinanzierung spätere Nebenkosten zu berücksichtigen. Das betrifft nicht nur die Nebenkosten des Erwerbs selbst, die vom Kreditinstitut grundsätzlich mit eingerechnet werden. Vielmehr betrifft dies spätere Bewirtschaftungs- und Instandhaltungskosten. Zu oft werden die unberücksichtigt gelassen oder unterschätzt. Natürlich fällt die bis zum Erwerb gezahlte Miete weg und schafft ein gewisses finanzielles Polster für die angestrebte Finanzierung. Doch die gewöhnlichen Nebenkosten wie beispielsweise Heizkosten, die in der gängigen Warmmiete integriert sind, müssen auch nach dem Eigentumserwerb gestemmt werden. Sie fallen im Schnitt sogar noch etwas höher aus. Lediglich die Kaltmiete kann also als Grundlage der Kalkulation dienen. Streng genommen noch nicht einmal diese, denn wer eine Immobilie besitzt, ist für deren Instandhaltung verantwortlich. So sollten perspektivisch nötige spätere Kosten ebenfalls vom zugrunde gelegten Betrag der Kaltmiete abgezogen werden. Denn nur auf diese Weise werden die später definitiv anfallenden Kosten für Renovierungen und Ausbesserungen am Gebäude berücksichtigt. Dieser Umstand macht deutlich, dass der Erwerb einer Immobilie in aller Regel Mehrkosten gegenüber einem Mietverhältnis bedeutet. Allenfalls die Tatsache, dass eine Immobilie auch eigenes Vermögen bedeutet, macht einen solchen Erwerb finanziell lohnend. Mieter hingegen haben dauerhaft Kosten, die nicht ihnen selbst, sondern ihrem Vermieter zugutekommen.

Fazit

Die derzeitige Zinssituation an den Geld- und Kapitalmärkten bietet durchaus auch Menschen mit relativ geringem und mittlerem Einkommen die Chance auf Wohneigentum. Doch aufgrund der angesprochenen Punkte sollte im Rahmen der Finanzierungsplanung dringend auf einen gewissen finanziellen Spielraum geachtet werden. Sonst kann eine relativ knapp gestaltete Finanzierung recht schnell zum Nachteil für den Kreditnehmer werden. Auch bzw. gerade dieser Personenkreis sollte anstreben, ausreichend Eigenkapital in die Finanzierung mit einzubringen. Je nach Finanzierungskonzept können so die späteren regelmäßigen finanziellen Belastungen vergleichsweise gering gehalten werden. Dies erhöht wiederum den Spielraum für unvorhergesehene Ausgaben, Nebenkosten und Instandhaltungen. Auch die schrittweise Ansparung von Kapital für spätere Sonderzahlungen wird häufig so erst möglich.

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