Daimler schwächelt in der Pkw-Sparte, Truck-Verkäufe ziehen dafür kräftig an

Daimler-Chef Dieter Zetsche sprach am heutigen Donnerstag (20.09.2012) endlich das aus, was Branchenexperten schon lange erwartet hatten: Aufgrund der schwierigen Marktbedingungen in Europa wird der Konzern sein eigentlich für 2012 angekündigtes Jahresergebnis nicht erreichen. Bisher war man bei der Daimler Ag davon ausgegangen, dass man mit der Autosparte, zu der unter anderem Mercedes-Benz, Smart und Maybach gehören, 2012 einen ähnlichen operativen Gewinn wie im Vorjahr erreichen würde. Das würde einen Brutto-Gewinn von 5,2 Milliarden Euro bedeuten. Eine Korrektur dieser Gewinnprogrnose nach unten war nach Meinung der Financial Times Deutschland (FTD) längst überfällig. Laut FTD könnte sich aufgrund der verspäteten Gewinnwarnung nun sogar die Finanzmarktaufsichtsbehörde BaFin einschalten, denn Mitteilungen wie diese, die großen Einfluss auf den Börsenkurs haben können, müssen eigentlich sofort als Ad-hoc-Mitteilung publiziert werden.

Nach Bekanntgabe der Gewinnkorrektur durch Daimlerchef Zetsche gab die Aktie um gut 2% nach.

Tatsächlich gab der Kurs der Daimler-Aktie nach Bekanntwerden der Äußerungen Zetsches um zwei Prozent nach, die Aktie gehörte damit zu den Dax-Vierlierern des Tages. Jedoch griff die schlechte Stimmung auch auf andere deutsche Fahrzeughersteller über, sodass unter anderem auch BMW und VW den Handelstag mit Kursverlusten beendeten.

Daimler kündigte nun ein Sparprogramm an. Aufgrund der schwachen Wirtschaftslage in Europa und stagnierender Absätze auch auf dem asiatischen Markt besteht darin wohl die einzige Möglichkeit der finanziellen Schadensbegrenzung. Etwa eine Milliarde Euro wolle man einsparen, nähere Informationen zum Sparprogramm werde man nächste Woche bekanntgeben.

Bei Daimler Trucks sieht die Lage deutlich besser aus

Kurz vor dem Start der 64. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) für Nutzfahrzeuge wendete sich auch Andreas Renschler, Vorstandsmitglied der Daimler AG, an die Öffentlichkeit. Undzwar mit deutlich besseren Nachrichten als sein Vorstandskollege Zetsche: Ein Umsatzplus von gut 20% habe Daimlers Lastwagensparte seit Anfang des Jahres erwirtschaften können. Und das obwohl auch in der Lkw-Branche die Märkte, besonders Süd- und Westeuropa, „insgesamt volatil geworden“ seien.

Damit lässt Daimler in diesem Bereich die Konkurrenz weit hinter sich. Während die Schwaben in vielen Absatzmärkten, darunter vor allem Japan und Nordamerika, ordentlichen zulegen konnten, stagniert beim größten Konkurrenten Volvo der Absatz seit Beginn des Jahres. MAN und Iveco, die beiden anderen Größen in der Nutzfahrzeugbranche, brachen mit ihren Zahlen erheblich ein, was sich vor allem auf die Folgen der Eurokrise im südeuropäischen Markt zurückführen lässt. Denn im Gegensatz zur Daimler AG, die traditionell auf Nordeuropa fokussiert ist, sind die südeuropäischen Länder der Hauptabsatzmarkt für MAN und Iveco.

Der Mercedes Benz Actros: Vor allem ihm hat Daimler das gute Ergebnis in der Lkw-Sparte zu verdanken. Bild: High Contrast

Renschler sieht in den aktuellen Zahlen die folgerichtige Entwicklung der Milliardeninvestitionen des Daimlerkonzerns in eine neue Generationtreibstoffsparender Motoren nach EURO-6-Norm und den Ausbau von internationalen Kontakten und Produktionsstätten. Als wichtiges Standbein des Erfolgs erweist sich dabei der neue Mercedes-Benz Actros, von dem seit dem Verkaufsstart der zweiten Modellgeneration im November 2011 rund 100.000 Stück verkauft werden konnten.

Doch das Bild ist auch bei Daimler Trucks nicht gänzlich ungetrübt: Alleine in Brasilien sei der Absatz um 15% zurückgegangen. Und auch China, der weltweit größte Abnehmer von Nutzfahrzeugen, biete noch reichlich Spielraum nach oben.

Auch in Zukunft liegt der Schwerpunkt in der Weiterentwicklung von LKW-Motoren bei der Schaffung alternativer Antriebe und einer Reduktion des Spritverbrauchs, wovon „die Kunden bei den derzeitigen Dieselpreisen leben“, so Renschler.
Daimler hat es damit ähnlich wie VW geschafft, die LKW-Krise mehr oder weniger zu umkurven. Auch die Nutzfahrzeugsparte von VW hatte in den letzten Monaten deutlich zugelegt, so dass mittlerweile auch über eine Expansion der Sparte in die USA nachgedacht wird.

Die guten Zahlen bei den LKWs dürften im Jahresgesamtergebnis der Daimler AG die Gewinnrückgänge in der Pkw-Sparte zumindestens teilweise ausgleichen, immerhin macht die Lastwagensparte fast 30% des gesamten Konzernumsatzes aus.

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