EZB-Beschluss: Leitzins bleibt auf Rekordtief

Eurosymbol vor dem Hauptsitz der EZB in Frankfurt bei Nacht. Hier wurde heute beschlossen, den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,75% zu halten. Bild: Christoph F. Siekermann

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hält am historischen Tiefstwert von 0,75 Prozent für den Leitzins fest. Dies wurde auf seiner Sitzung am heutigen Donnerstag in Frankfurt am Main beschlossen. 

Die Entscheidung, die vom Präsidenten der EZB, Mario Draghi auf einer Pressekonferenz verkündet wurde, war mit Spannung erwartet worden. Nach Bekanntgabe verlor der Deutsche Aktienindex Dax und büßte die bisherigen Gewinne des Tages fast vollständig ein. Gleichzeitig gewann der Dollar im Vergleich zum Euro an Wert.

Die Entwicklung des Leitzinses in Europa wird deshalb so aufmerksam verfolgt, da dieser große Auswirkungen auf den Geld- und Kapitalmarkt hat. Man versteht darunter den Zinssatz, zu dem sich normale Geschäftsbanken Geld bei der zuständigen Zentral- oder Notenbank leihen können. Die Liquidität im Währungsraum hängt somit stark von der Höhe des Leitzinses ab.

Wichtiger Kontrollmechanismus zur Steuerung der Geldmenge

Eurosymbol vor dem Hauptsitz der EZB in Frankfurt bei Nacht. Hier wurde heute beschlossen, den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,75% zu halten. Bild: Christoph F. Siekermann

Die EZB als Organ der Europäischen Union ist die gemeinsame Währungsbehörde aller Staaten im Euroraum. Ihren Sitz hat sie in Frankfurt am Main.
Der Leitzins dient der der EZB als Mechanismus zur Regulierung der Geldmenge, die im Euroraum im Umlauf ist. Wenn das Verhältnis zwischen Geldmenge und Waren stabil ist, gibt es eine moderate Inflationsrate. Falls dieses Verhältnis jedoch in Ungleichgewicht gerät, kann das vorhandene Geld an Wert verlieren, es kommt somit zur Inflation. Durch eine Veränderung des Leitzinses wird auch die Geldmenge reguliert.
Wenn die Wirtschaft im Euroraum prosperiert, erhöht die EZB im Normalfall auch den Leitzins. Im Falle einer Wirtschaftskrise, wie sie derzeit vorhanden ist, senkt die EZB den Leitzins. Banken können sich somit günstiger Geld leihen und dies auch in Form von günstigen Krediten an die Kunden weitergeben. Das so erhaltene Geld können die Kunden wiederum investieren, was die Wirtschaft ankurbelt.

Historisch niedriger Stand des Leitzinses im Euroraum

Der derzeitige Stand von 0,75 Prozent ist ein historisches Allzeittief des Leitzinses im Euroraum. Seit der Einführung im Jahr 1999 konnten sich Banken noch nie so günstig Geld leihen wie derzeit. Nach der Senkung Anfang Juli diesen Jahres hatten die meisten Fachleute damit gerechnet, dass es zu keiner erneuten Veränderung des Leitzinses kommen würde.
Noch vor vier Jahren betrug der Leitzins der EZB 4,25 Prozent. Seit dem Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wurde er kontinuierlich gesenkt.

Die Auswirkungen für Sparer

Die derzeitig sehr niedrigen Zinsen auf Spareinlagen begründen sich zum großen Teil auf den niedrigen Leitzins der EZB, da dieser sich auch auf die Höhe des Zinses bei Sparanlagen auswirkt. Für zwölfmonatiges Festgeld erhält ein Sparer derzeit nur noch circa 1,37 Prozent Zinsen. Das täglich verfügbare Tagesgeld kann im Mittel sogar nur mit 1,24 Prozent angelegt werden. Diese Werte sind niedriger als die Inflationsrate, faktisch verlieren Sparer somit schon heute Geld. Eine weitere Senkung der Zinsen für Sparer wird jedoch von Experten nicht erwartet. Banken sind auf einen verlässlichen Kundenstamm angewiesen und benötigen die Einlagen der Kleinsparer. Weitere Zinssenkungen sind diesen kaum noch zu vermitteln.
Neben der Entscheidung über den Leitzins sprach sich der Rat der EZB für die generelle Bereitschaft aus, weitere Staatsanleihen von kriselnden Eurostaaten zu erwerben. Dies ist jedoch heftig umstritten und wird vor allem von der deutschen Bundesregierung abgelehnt.

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