Flugbegleiterstreik: Lufthansa gießt erneut Öl ins Feuer

Auch wenn es vorerst nicht zu weiteren Protestaktionen der Flugbegleiter kommen wird, ist der Flugbegleiterstreik für die Lufthansa alles andere als abgehakt. Wenige Tage vor Beginn der Schlichtung liefert der Konzern nun sogar erneut Zunder für weitere hitzige Diskussionen. Künftig wolle man anstatt bisher 32 nun 90 Flugzeuge unter dem Label der Billigfluggesellschaft Germanwings, einer Tochtergesellschaft der Lufthansa, fliegen lassen. Das bislang stark defizitäre Direktfluggeschäft soll so profitabel gemacht werden. Für Flugbegleiter, die dann nicht mehr direkt für die Lufthansa, sondern für die Billigflieger-Tochter arbeiten müssten, wäre das mit großen Gehaltsabschlägen verbunden. Wie zu erwarten war sorgt diese Ankündigung bei den Flugbegleitern erneut für Verunsicherung und Wut. Dennoch hofft man bei der Lufthansa auf eine erfolgreiche Schlichtung und die Verhinderung weiterer Streiks, denn bereits die bisherigen Protestaktionen haben den Konzern finanziell stark belastet.

Verzicht auf Leiharbeiter und ca. 100 Millionen Euro Schaden

Flugbegleiterstreik bei der Lufthansa: Höhere Personalkosten, umgebuchte Flüge und Imageverlust setzen dem Airline-Riesen finanziell stark zu. Bild: © ChrisP - Fotolia.com

Der Streik der Flugbegleiter hat die Lufthansa nach Expertenschätzungen gut 100 Millionen Euro gekostet. Denn auch bei abgesagten Flügen muss die Airline Flughafengebühren, Personal und die Unterbringung der Passagiere bezahlen. Ein großer Kostenpunkt ist zudem dadurch entstanden, dass viele Kunden ihre Flüge vorzeitig auf andere Airlines umgebucht hatten, obwohl die eigentlichen Flüge von der Lufthansa gar nicht ausfielen. Am Ende endete der Streik mit einer doch sehr deutlichen Niederlage für die Lufthansa.

So muss in Zukunft vollständig auf Leiharbeiter verzichtet, allen Mitarbeitern feste Jobs angeboten und einem höheren Abschluss als 3,5 Prozent zugestimmt werden. Auch die Warnungen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor massenhafter Altersarmut kamen für die Lufthansa zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Diese hatte mitten im Streik unter anderem zur Debatte gestellt, dass insbesondere Angestellte mit einem Einkommen unter 2200€ von der Altersarmut bedroht seien, was für weiteren Zündstoff im Lufthansastreik sorgte. In der Öffentlichkeit stand die Airline so da, als wollte sie ihre Angestellten als Rentner an den Bettelstab zwingen, da die Einstiegsgehälter der Flugbegleiter unter diesem Betrag liegen. Dabei verdienen Lufthansa-Flugbegleiter im Vergleich zu ihren Kollegen bei anderen Fluggesellschaften wie Air Berlin gar nicht so schlecht wie sie es nach außen hin darstellten. Das Einstiegsgehalt, das die Lufthansa ihren Flugbegleitern zahlt, liegt zwar nur bei 1553 Euro, jedoch kommen hierzu noch 16 Prozent Schichtzulage sowie ein sogenanntes Abwesenheitsgeld, was mit 42 Euro täglich bei innereuropäischen Flügen 48 Euro bei Langstreckenflügen zu Buche schlägt. Laut Lufthansa-Angaben kann ein Flugbegleiter so pro Jahr brutto zwischen 30.000 und 63.400 Euro verdienen. Bei Air Berlin soll es hingegen maximal etwa 35.000 Euro geben.

Weitere Kosten im Anmarsch

Die nun entstehenden Mehrkosten treffen den Konzern schwer, denn schon das letzte Geschäftsjahr wurde mit roten Zahlen abgeschlossen. Auch im zweiten Quartal 2012 wurde bereits ein operativer Verlust von rund 20 Millionen Euro erzielt. Und die kommenden Ausgaben häufen sich. Steigende Umweltabgaben, Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen und Euro-Schuldenkrise werden sich auch in den kommenden Quartalen weiter negativ auf die Unternehmenszahlen auswirken. So gehen die Buchungen wegen der wirtschaftlich schlechten Lage Südeuropas zurück. Das Unternehmen reagierte bereits mit einem ausgedünnten Flugplan und dem Sparprogramm Score, zudem muss mit Entlassungen gerechnet werden.

Auch bei der für die Lufthansa bisher sehr profitablen Sparte der Langstreckenflüge steigt der Konkurrenzdruck: Linien wie Emirates, Qatar Airways oder Turkish Airlines bieten viele Langstreckenflüge, oftmals durch Subventionen, mittlerweile deutlich billiger an.

Eine Umstrukturierung ist unvermeidlich. Aber viel passiert ist bisher nicht. So sollten die Zentralisierung des Einkaufs, geringere Eigenständigkeit der Töchter und die Beseitigung von doppelten Verwaltungsstrukturen mindestens 1,5 Milliarden Euro bringen. Bei anderen Airlines läuft der Prozess bisher deutlich schneller. Die Lufthansa muss in der Folge aufpassen, dass sie in den kommenden Jahren nicht den Anschluss an die Konkurrenz verliert. Besonders der Druck aus den arabischen Ländern sorgt dafür, dass eine Lösung schnell gefunden werden muss. Sollte die derzeitige Krise bei der Lufthansa noch eine Weile andauern, so könnte dies das Unternehmen in wirklich ernsthafte Probleme führen.

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