Einst als eines der vielversprechendsten deutschen Internet Startups gefeiert, stehen die VZ-Netzwerke, bestehend aus StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ nun scheinbar vor ihrem endgültigen Niedergang.
Mit über 11 Milliarden Seitenaufrufen gehörten die Netzwerke im Januar 2009, gut drei Jahre nach ihrer Gründung durch die Studenten Ehssan Dariani und Dennis Bemmann, zu den reichweitenstärksten deutschen Medien überhaupt. Doch schon kurze Zeit später ging es, ausgelöst vor allem durch den massiven Verlust von Nutzern an den US-Konkurrenten Facebook, rapide bergab für das zu dieser Zeit zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehörige Unternehmen. Innerhalb von zwei Jahren verlor man fast zwei Drittel an Reichweite, im Juni 2011 erreichte man nur noch etwa 3 Milliarden Seitenaufrufe und der Abwärtstrend setzte sich unaufhaltsam fort. Auch eine Ende 2011 angekündigte Neuausrichtung konnte die Nutzerzahlen nicht stabilisieren.
Vor einigen Tagen wurde nun bekannt, dass Holtzbrinck die aufgrund der immer schlechter werdenden Zahlen von den meisten längst totgesagten VZ-Netzwerke an die Investmentgesellschaft „Vert Capital“ verkauft hat. Über die Motive, die Vert Capital zum Kauf veranlassten, gibt es bislang nur Spekulationen. Der Investmentgesellschaft gehört laut Medienberichten auch das vor allem in Großbritannien genutzte soziale Netzwerk „Bebo.com“, das eine ähnliche Geschichte hinter sich hat wie die VZ-Netzwerke. Auch Bebo hat seine erfolgreichsten Tage bereits hinter sich und verlor in den vergangenen Jahren ebenfalls einen Großteil seiner Nutzer an Facebook.
Zunächst wurde vermutet, Vert Capital wolle sich mit dem Kauf der maroden VZ-Gruppe Zugang zum deutschen Social-Media-Markt verschaffen und Synergien mit Bebo nutzen, welches bislang in Deutschland kaum Benutzer für sich gewinnen konnte. Vor allem SchülerVZ, so vermuteten viele, hätte für den neuen Besitzer von besonderem Interesse sein können, denn aufgrund der speziellen Zielgruppe hat das Schülernetzwerk bislang deutlich weniger Nutzer an Facebook verloren als StudiVZ und MeinVZ.
Die nun vom Internetmagazin „Gründerszene“ veröffentlichten Informationen zeichnen jedoch ein anderes Bild: Unter Berufung auf die Aussagen ehemaliger Mitarbeiter der VZ-Netzwerke berichtet Gründerszene, dass unter der Führung von Vert Capital fast alle Mitarbeiter – einschließlich der bisherigen Chefin Stefanie Waehlert – das Unternehmen verlassen müssen. Anstatt zu versuchen mit den Netzwerken erneut im deutschen Social-Media-Markt Fuß zu fassen scheint die Strategie von Vert Capital eine ganz andere zu sein. Vermutlich möchte man die laufenden Kosten für den Betrieb der Netzwerke auf ein Minimum reduzieren und so zumindest in den letzten Monaten vor dem endgültigen Ende der Plattformen noch etwas Geld abschöpfen. In der Vergangenheit hatte der Vorbesitzer Holtzbrinck immer wieder rote Zahlen mit der VZ-Gruppe geschrieben. Durch die drastischen Einsparmaßnahmen von Vert Capital könnten die Netzwerke jedoch tatsächlich für einige Zeit hoch profitabel laufen. Allerdings wird sich dadurch vermutlich gleichzeitig deren Restlebensdauer noch stärker verkürzen. Durch fehlenden Support und fehlende Weiterentwicklungen an den Plattformen werden wohl noch mehr Nutzer die VZ-Netzwerke verlassen und zum Konkurrenten Facebook wechseln. Dennoch könnte das Vorgehen von Vert Capital aus betriebswirtschaftlicher Sicht das einzig richtige sein, denn das Ende von StudiVZ und co. dürfte sowieso kaum noch aufzuhalten sein. Durch die massiven Sparmaßnahmen könnte es der Investmentgesellschaft gelingen, vor dem endgültigen Aus zumindest noch etwas Profit zu erwirtschaften.
Die Summe, für die die VZ-Gruppe den Besitzer wechselte, ist weiterhin unbekannt. Sie dürfte aber deutlich unter dem Betrag liegen, den Facebook einst der Holtzbrinck-Gruppe als Übernahmeangebot unterbreitete. Eine frühzeitige Integration der VZ-Netzwerke in Facebook wäre sicherlich die für Holtzbrinck finanziell lohnenswertere und wohl auch für die Netzwerke „würdevollere“ Möglichkeit gewesen als die nun vermutlich folgende Ausschlachtung durch Vert Capital.
Warum hinterfragt keiner die Dinge im Unternehmen und den Verkauf? Ist das schon wirklich die Story?
Wo kommen denn die Masenentlassungen her? Die Moderatoren bei ‚wer-weiss-was‘ arbeiten doch für Gotteslohn, wie immer wieder versichert wird.
Gruß
Karlheinz