Warum wirtschaftliche Kompetenzen im deutschen Bildungssystem zu kurz kommen

Wirtschaftliche Grundkenntnisse gehören heutzutage definitiv zur Allgemeinbildung. Nicht nur um im privaten Bereich verantwortlich mit seinen Finanzen umgehen zu können und Konsum und Einkommen im Gleichgewicht halten zu können, sondern auch für den beruflichen Werdegang werden grundlegende Kenntnisse der Ökonomie immer wichtiger. So nehmen Wirtschaftskenntnisse in Arbeitgeberbefragungen nach den wichtigsten Kompetenzen, die sie sich von Bewerbern erwarten, regelmäßig einen vorderen Rang ein – auch in fast allen nicht im reinen Wirtschaftsbereich angesiedelten Berufsgruppen.

Wirtschaft kommt im deutschen Bildungssystem leider häufig zu kurz. Wer dennoch entsprechende Kompetenzen erwerben will, kann dies beispielsweise mit Büchern oder Online-Seminaren tun. © styleuneed – Fotolia.com

Dennoch haben die Bereiche Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft auf allgemeinbildenden Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien immer noch einen eher geringen Stellenwert. Jugendliche, die nicht gerade eine von vorne herein wirtschaftlich orientierte Schule besuchen, kommen während ihrer gesamten Schullaufbahn oft nur marginal mit Wirtschaftsthemen in Kontakt.

Nur mit Wirtschaftskenntnissen ist eigene Meinungsbildung möglich

Gerade die volkswirtschaftliche und politische Dimension der Ökonomie ist derzeit aktuell wie nie. Täglich ist die europäische Schuldenkrise Thema in den Nachrichten, doch nur wenige Jugendliche und auch Erwachsene können das Thema tatsächlich sinnvoll reflektieren. Zu gering ist oft das Verständnis für die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa. So können sich die wenigsten tatsächlich ein eigenes differenziertes Urteil über Themen wie den europäischen Rettungsfonds ESM oder sonstige aktuelle Fragen der deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik bilden. Schnell reduzieren sich Diskussionen zu diesen Themen dann auf Stammtischniveau und Probleme werden einzig gierigen Bankern und korrupten Politikern zugeschrieben.

Wie man Bildungsdefizite ausgleichen kann

Wer seine Defizite im Wirtschaftsbereich selbst ausgleichen möchte, kann sich hierfür beispielsweise eine Online Einführung auf Youtube ansehen. Eine Möglichkeit, die bislang leider viel zu selten genutzt wird.

Das grundlegende Problem ist nämlich, dass bei vielen gar nicht erst ein Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge geweckt wird. Besonders an den Gymnasien ist dies leider häufig der Fall. Ziel der Schulbildung sollte es sein, Interesse an ökonomischen Themen zu wecken und den Kompetenzerwerb zu fördern. Damit würde sicherlich auch die Bereitschaft der Schüler und Abiturienten steigen, die entsprechenden Themen selbst zu vertiefen – etwa wie bereits erwähnt mit einem Onlinekurs – oder aber gar einen wirtschaftlichen Studiengang zu absolvieren.

Bislang wird jedoch an deutschen Gymnasien Wirtschaft meist nur gekoppelt an andere Fächer wie Erdkunde, Recht oder Sozialkunde unterrichtet – die eigentliche Ökonomie kommt dabei zeitlich und auch inhaltlich häufig zu kurz. Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände setzen sich schon lange für ein Pflichtfach „Wirtschaft“ an deutschen Schulen ein und auch die Schüler selbst sprechen sich in Umfragen regelmäßig mehrheitlich für die Einführung eines entsprechenden Faches aus. Dennoch bewegt sich in der Bildungspolitik noch immer wenig. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch, dass es schlicht an in diese Richtung qualifizierten Lehrern mangelt.

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