In 6 Wochen 2 Milliarden Dollar vernichten – JP-Morgan zeigt wie’s geht

Mit Credit Default Swaps und ähnlichen komplizierten Finanzinstrumenten verzocken Banker teils Milliarden innerhalb kürzester Zeit.

Vor zwei Tagen wurde bekannt, das die US-Bank JP-Morgan innerhalb kürzester Zeit zwei Milliarden Dollar mit so genannten „Credit Default Swaps“ verloren hat. Wir haben das komplizierte Finanzinstrument genauer unter die Lupe genommen und möchten es in seinen Grundzügen erklären und darlegen, warum man damit in so kurzer Zeit so viel Geld verlieren kann.

Was ist ein Credit Default Swap?

Ein Credit Default Swap (CDS), auf Deutsch auch Kreditausfall-Swap, ähnelt einer Kreditversicherung. Hat Firma A einen Kredit über beispielsweise 100 Mio. Euro an Firma B vergeben, so besteht naturgemäß immer ein gewisses Risiko, das Firma B den Kredit nicht zurückbezahlen kann, es also zu einem Zahlungsausfall kommt. Firma A kann nun einen Credit Defaul Swap mit einer anderen Firma C abschließen und so das Risiko des Zahlungsausfalls an diese weitergeben. Firma A zahlt dann regelmäßig einen im CDS-Vertrag festgelegten Prozentsatz des Kreditbetrages an Firma C, üblicherweise zwischen 1% und 5% pro Jahr, im Beispiel also zwischen 1 Mio. und 5 Mio. Euro. Im Gegenzug verpflichtet sich Firma C dazu, falls Firma B in Zahlungsschwierigkeiten gerät, die Kreditforderung gegenüber Firma B von Firma A für den vollen Nominalwert von 100 Mio. Euro abzukaufen. Firma A erhält dann also 100 Mio. Euro und Firma C erhält die nun mehr oder weniger wertlose Forderung gegenüber Firma B.
Nach diesem Grundprinzip funktionieren Credit Default Swaps. Zusätzlich gibt es noch zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, den CDS-Vertrag an die Bedürfnisse der Vertragspartner anzupassen, auf die hier nichte genauer eingegangen werden soll.

Wie können Banken mit Credit Default Swaps so viel Geld verlieren?

Mit Credit Default Swaps und ähnlichen komplizierten Finanzinstrumenten verzocken Banker teils Milliarden innerhalb weniger Wochen. Bild: © Scanrail - Fotolia.com

Nach der bisherigen Beschreibung scheint ein CDS einer ganz normalen Kreditversicherung sehr ähnlich zu sein. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch, dass sich dieses Finanzinstrument auch für sehr spekulative Geschäfte eignet. Am Finanzmarkt ist es üblich, dass Banken Credit Default Swaps eingehen, mit denen sie Forderungen absichern, die sie selbst gar nicht besitzen. Die Idee ähnelt sehr stark den so genannten Leerverkäufen am Aktienmarkt: Firma A schließt wie im obigen Beispiel einen CDS mit Firma C ab, um eine Forderung aus einem Kredit über 100 Mio. Euro gegenüber Firma B abzusichern. Aber: Firma A hat nie einen Kredit an Firma B vergeben. Das Vorgehen kommt in diesem Fall einer Wette von Firma A auf eine zukünftige Zahlungsunfähigkeit von Firma B gleich. Firma A hofft, dass Firma B zahlungsunfähig wird, denn dann bekommt sie von Firma C 100 Mio. Euro für eine Forderung, die Firma A dann vorher günstig auf dem Finanzmarkt einkaufen kann, um sie direkt an Firma C weiterzugeben.

Wenn nun aber neben Firma A noch sehr viele andere Marktteilnehmer auf die Zahlungsunfähigkeit von Firma B gewettet haben, kommt es zu einer paradoxen Situation: Der Marktpreis der Forderungen gegenüber Firma B steigt massiv an, obwohl diese wegen der Zahlungsunfähigkeit der Firma eigentlich fast wertlos sein müssten. Grund dafür ist, dass alle Firmen, um den Gewinn ihrer Wette tatsächlich realisieren zu können, eine solche Forderung ankaufen müssen, um sie nachfolgend an den Partner im CDS-Vertrag weiterreichen zu können. Denn nur dann muss dieser auch deren Nominalwert bezahlen. Die dadurch entstehende starke Nachfrage nach den im Finanzjargon als „toxisch“ bezeichneten Papieren treibt deren Wert in absurde Höhen.

Die Angelegenheit wird kompliziert

Kommen nun mehrere solcher spekulativen Deals zusammen, jeweils mit anderen Konditionen und Optionen und gekoppelt an weitere undurchsichtige Finanzgeschäfte, so entsteht schnell eine Situation, die so kompliziert ist, dass selbst Experten sie nicht mehr durchschauen. Diese Kombination aus Undurchsichtigkeit und enormer Komplexität im Zusammenspiel mit der Egozentrik einiger Banker macht es möglich, dass einzelne Personen wie im jetzigen JP-Morgan Fall innerhalb kürzester Zeit mehrere Milliarden Dollar verspielen. Die enorme Komplexität, die durch Finanzinstrumente wie den Credit Default Swap auf den Finanzmärkten geschaffen wird, ist eines der größten Probleme in der heutigen Finanzwelt und sorgt dafür, dass immer wieder Blasen entstehen, deren Zerplatzen Krisen unterschiedlichen Ausmaßes verursacht.

1 Kommentar zu "In 6 Wochen 2 Milliarden Dollar vernichten – JP-Morgan zeigt wie’s geht"

  1. Ja die Banken, die Mafia der Neuzeit…
    und wer zahlt nacher wieder die Rettungspakete ?
    Richtig !
    Wir Steuerzahler!
    unbegreiflich
    Ich bin wirklich verärgert, dass sich seit der Finanzkrise scheinbar gar nichts verändert hat.

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