Yahoo: CEO Scott Thompson mit sofortiger Wirkung entlassen

CEO Scott Thompson muss wegen Unstimmigkeiten in seinem Lebenslauf seinen Schreibtisch bei Yahoo räumen.

Vor wenigen Stunden wurde bekannt, dass der ohnehin angeschlagene Internetkonzern Yahoo seinen CEO Scott Thompson mit sofortiger Wirkung entlassen hat. Grund ist eine seit einigen Tagen andauernde öffentlich Diskussion um den College-Abschluss des 54-Jährigen.

Der Ärger um Thompsons Bachelor-Titel

CEO Scott Thompson muss wegen Unstimmigkeiten in seinem Lebenslauf seinen Schreibtisch bei Yahoo räumen. Bild: Yodel Anecdotal/Yahoo! Inc.

Die Diskussion um Scott Thompson begann bereits am 3. Mai, als Daniel Loeb, seinerseits Hedge Fonds Manager und Großaktionär bei Yahoo, aufdeckte, dass der Bachelor Titel in „Buchhaltung und Computerwissenschaften“, mit dem sich Thompson Jahre lang offiziell geschmückt hatte, nicht echt ist. Zwar hat Thompson tatsächlich ein Bachelorstudium am Stonehill College, einem kleinen College in Easton, Massachusetts, absolviert. Jedoch hat er nicht den von ihm angegebenen dualen Bachelor-Abschluss, sondern lediglich einen Abschluss in Buchhaltung. Der Zusatz „Computerwissenschaften“ war, zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand, frei erfunden.

Daniel Loeb, der 5,8 % der Yahoo-Aktien hält, forderte nach seiner Aufdeckung des Schwindels die unverzügliche Entlassung von CEO Thompson und drohte dem Konzern sogar mit einer Klage. Hintergrund hierfür dürfte unter anderem ein persönlicher Konflikt zwischen Loeb und Thompson gewesen sein: Loeb hatte vor einiger Zeit selbst versucht, in den den Aufsichtsrat von Yahoo zu kommen, wurde jedoch von Thompson abgelehnt – er sei dafür nicht qualifiziert genug.

Yahoos Reaktion

Die Führungsetage bei Yahoo war auf eine solche Enthüllung nicht vorbereitet. Man sprach zunächst von einem „unbeabsichtigten Fehler“. Die Tatsache, dass Thompson den falschen Titel schon seit Jahren führt, unter anderem auch bereits bei seinem vorherigen Arbeitgeber Ebay, machte jedoch deutlich, dass es sich um eine bewusste Täuschung gehandelt haben muss. Während Thompson sich zunächst nicht öffentlich äußerte, verkündete Yahoo am 8. Mai, dass man ein unabhängiges Spezialkommitee ins Leben gerufen habe, um die Studienzeugnisse des CEOs zu überprüfen. Was diese Überprüfung ergeben würde, dürfte auch der Yahoo Führungsriege zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen sein.

Am 13. Mai musste Thompson gehen 

Ross Levinsohn soll nun kurzfristig für Thompson einspringen. Bild: Yodel Anecdotal/Yahoo! Inc.

Thompson entschuldigte sich unterdessen per E-Mail bei Yahoo für den Ärger, den man dort nun wegen ihm habe. Loeb wertete das in einem Brief an den Yahoo Aufsichtsrat als „klassische Nicht-Entschuldigung ohne Verantwortung zu übernehmen“ und drängte weiterhin auf eine sofortige Entlassung Thompsons. Am 13. Mai schließlich gab Yahoo nach und entlies seinen CEO mit sofortiger Wirkung. Als vorläufigen Nachfolger kündigte man Ross Levinsohn an. Levinsohn hat zwar ebenfalls keinen Abschluss in Computerwissenschaften, dafür aber in Medienkommunikation – ein Wink mit dem Zaunpfahl?

Die Auswirkungen des Vorfalls für Yahoo

Dem ohnehin angeschlagenen Internetriesen Yahoo kommt der Skandal und die damit verbundene negative Presse alles andere als gelegen. Erst kürzlich musste man aus Kostengründen die Entlassung von 2000 Mitarbeitern ankündigen. Mit umfassenden Umstrukturierungsmaßnahmen wollte Thompson den Konzern wieder zukunftsfähig machen – diese Aufgabe muss wohl nun der neue CEO Levinsohn übernehmen.

2 Kommentare zu "Yahoo: CEO Scott Thompson mit sofortiger Wirkung entlassen"

  1. Absolout lächerlich meiner Ansicht nach. Was hat schon die jetzige Arbeit eines über 50 jährigen CEOs mit seinem Bachelorabschluss vor Jahren zu tun?

  2. Schon wieder yahoo – irgendwie läuft es dort ja schon seit Jahren absolut nicht mehr rund. Schade, denn dort steckte meiner Meinung nach so viel Potenzial, doch dies wirft das gesamte Unternehmen wieder zwei, drei Schritte zurück. Eine geeignete Führung ist einer der wichtigsten Teile für ein erfolgreiches Unternehmen, da sollte nicht so ein russisches Roulette gespielt werden und ständig gewechselt werden.

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