Bio-Kraftstoffe: Was Autofahrer nicht wollen, sollen nun Flugzeuge tanken

Trotz des günstigeren Preises greifen an deutschen Zapfsäulen immer noch nur wenige Autofahrer zum Biokraftstoff E10. Um trotzdem die von der EU vorgegebene Ökoquote zu erreichen, sollen nun vor allem Flugzeuge vermehrt Biotreibstoff tanken. Bis 2020 sollte der Anteil nachhaltiger Energieträger im Verkehr nach der „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“ eigentlich einen Anteil von mindestens zehn Prozent ausmachen.

Da der Verkauf von E10 an deutschen Tankstellen weiterhin schleppend verläuft, soll die EU-Biokraftstoff-Quote nun mit Hilfe der Luftfahrtindustrie umgesetzt werden. Bild: © jrmedien_de – Fotolia.com

Die deutschen Autofahrer zeigen sich jedoch von Anfang an, seit der E10-Einführung im Januar 2011, eher skeptisch. Aus Angst vor möglichen Schäden an ihrem Fahrzeug tanken die meisten immer noch herkömmliches Super-Benzin, bei dem der Bioethanol-Anteil bei maximal fünf Prozent liegt. Und das obwohl bereits mehrere Untersuchungen zeigten, dass die Verwendung von E10 für fast alle in Deutschland zugelassene Autos unbedenklich ist. Da eine signifikante Veränderung im Tankverhalten der Autofahrer dennoch nicht abzusehen ist, setzen Politiker und Verkehrsexperten nun auf einen anderen Kurs.

Künftig soll Biokraftstoff nicht mehr nur bei Fahrzeugen zum Einsatz kommen, sondern verstärkt auch in der Luftfahrt. Innerhalb der nächsten sieben Jahre sollen hier zwei Millionen Tonnen Öko-Kerosin aus erneuerbaren Energieträgern zum Einsatz kommen. An der Umsetzung dieses Vorhabens hat sowohl die Politik, als auch die Luftfahrtbranche Interesse, denn anders als bei Automobilen ist man bei Flugzeugen noch sehr weit davon entfernt, diese sinnvoll mit einem Elektroantrieb ausstatten zu können. Ein Umstieg auf Biokerosin scheint daher bei einer künftigen Verknappung von fossilen Brennstoffen unausweichlich.

Aus diesem Grund testen bereits viele große Luftfahrtunternehmen die Ökokraftstoffe. Die Lufthansa etwa betankte bereits letztes Jahr einen Airbus 321, der Linienflüge von Frankfurt nach Hamburg flog, für ein halbes Jahr nur mit Biokerosin. Mit dem Experiment habe man insgesamt mehr als 1400 Tonnen CO2 einsparen können. Künftig könnten Ausweitungen auf längere Strecken, etwa die Flüge nach Moskau ab Berlin folgen.

Noch gibt es allerdings nicht genug Biokerosin, um es großflächig einsetzen zu können. Der aus Pflanzenöl hergestellte Treibstoff wird bislang nur vom finnischen Unternehmen Neste Oil angeboten. Dementsprechend ist es auch deutlich teurer als herkömmliches Kerosin. Der flächendeckende Einsatz könnte sich jedoch trotzdem in mittelfristiger Zukunft lohnen – wenn sich entweder der Biotreibstoff günstiger produzieren lässt oder der Preis für fossile Energieträger weiter stark ansteigt. Beides Entwicklungen, die durchaus erwartet werden.

Anders als beim E10, das bei der Verbrennung etwas weniger Energie liefert als herkömmliches Super-Benzin, ist die Energieausbeute des pflanzenölbasierten Biokerosins sogar etwas höher als bei der fossilen Alternative. Bedenken bezüglich möglicher Schäden an den Flugzeugmotoren sind zwar ebenfalls vorhanden, jedoch werden Flugzeuge sowieso wesentlich häufiger und gründlicher gewartet als die meisten PKWs, sodass mögliche Schäden an Dichtungen oder ähnlichem frühzeitig entdeckt werden könnten.

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